Der motorisierte Individualverkehr verstopft und verpestet die Städte, Parkraum ist knapp und teuer. Unternehmen und Kommunen stehen vor der Herausforderung, das Thema Mobilität nachhaltiger zu gestalten. Doch wie bewegt man Mitarbeiter dazu, auf alternative Transportmittel umzusteigen, ohne sie dabei in ihrer persönlichen Freiheit zu beschränken?
Dieser Beitrag ist zuerst in eMobilJournal 03/2018 erschienen.
1.1.Einleitung
Der Großteil der heutigen Fortbewegung basiert auf dem motorisierten Individualverkehr. Städte und Kommunen sind dahingehend optimiert, immer mehr Menschen in immer mehr Autos möglichst problemlos durch den Verkehr zu lenken. Langsam wird klar: So kann es nicht weiter gehen – es muss sich grundsätzlich etwas ändern. Ultima-Ratio-Maßnahmen wie Fahrverbote können langfristig nicht die Lösung sein. Die aktuellen, öffentlichen Diskussionen zeigen die Dringlichkeit einer nachhaltigen Steuerung der Mobilität.
2.2. Beitrag von Unternehmen beim Umstieg auf emissionsarme Transportmittel
Unternehmen mobilisieren tagtäglich Millionen von Angestellten, Kunden und Lieferanten. Als einer der größten Umwelt- und Verkehrsfaktoren sind sie sich der Tatsache bewusst, dass sie nachhaltiger werden müssen. Wenn tagtäglich hunderte oder tausende Mitarbeiter einzeln mit dem eigenen Pkw quer durch die Stadt auf das Firmengelände und zurückfahren, dabei Staus und schädliche Emissionen verursachen, wird dieser Anspruch schnell ad absurdum geführt.
Parkraumflächen wachsender Unternehmen können nicht unendlich erweitert werden. Viele Unternehmen suchen daher nach Möglichkeiten, ihre Mitarbeiter auch privat zum Umstieg auf emissionsarme Transportmittel zu bewegen, ohne dabei die persönliche Freiheit einzuschränken. Schließlich kann jeder selbst entscheiden, wie er seinen Weg zur Arbeit und nach Hause gestalten will. Wenn der Umstieg nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus eigenem Interesse heraus motiviert sein soll, braucht es andere Anreize und die entsprechenden Rahmenbedingungen, um Denkanstöße für den Umstieg zu liefern.
Die Möglichkeiten sind vielfältig und erstrecken sich von kostenlosen Jobtickets für den ÖPNV, über elektrische Firmenwagen im Rahmen der Vergütung und Ladeinfrastruktur auf dem Firmengelände bis hin zu kostenlosen Bahncards oder Leih-E-Bikes. Denkbar sind auch eine monetäre Beteiligung der Mitarbeiter an den Parkraumkosten auf dem Firmengelände oder regelmäßige Fahrrad-Tage, um Mitarbeitern den Umstieg schmackhaft zu machen.
Dabei gibt es kein Patentrezept. Jedes Unternehmen kann seinen individuellen Weg finden. Erfolgversprechend sind flexibel kombinierbare Mobilitätslösungen nach den Ansprüchen der Mitarbeiter. Die Flexibilität, nicht das eine oder das andere wählen zu müssen, sondern frei und nach persönlichem Bedarf zu kombinieren, ist der Schlüssel zum Erfolg.Das Beratungsunternehmen BridgingIT (BIT) hat für seine Mitarbeiter ein attraktives und flexibles Baustein-Konzept für Mobilität entwickelt. Hierbei kann der Mitarbeiter sich ein individuelles Mobilitätspaket zusammenstellen. Beispielsweise kann er Bahncard mit Elektroauto oder E-Bike mit Jobticket kombinieren (siehe Bild 1).
Bild 1: Das Mobilitätsangebot bei BridgingIT bietet die Möglichkeit, verschiedene Mobilitätsbausteine anhand der persönlichen Wünsche und Bedürfnisse der Mitarbeiter zu kombinieren. (Quelle: BridgingIT GmbH)
3.3. Attraktive User Experience und gesamtheitlicher Ansatz
Krisen geben den Anstoß für längst überfällige Innovationen. Es ist also nicht verwunderlich, dass in Zeiten sinkender Emissionsgrenzwerte, der Dieselaffäre und nicht zuletzt drohender Fahrverbote Innovationen für nachhaltige Transportlösungen auf dem Vormarsch sind. Dennoch steigen beispielsweise die Verkaufszahlen für Elektroautos nur langsam. Reichweitenängste potenzieller Nutzer treffen auf reale Schwachstellen wie lückenhafte Ladeinfrastruktur, diversifizierte Bezahlsysteme und undurchsichtige Stromkosten. Auch bestehende Angebote von Carsharing- oder E-Bike-Stationen stellen sich als ungenügend und nicht besonders nutzerfreundlich heraus.
Die Mobilität der Zukunft steckt also noch in den Kinderschuhen. Dabei besteht dringender Handlungsbedarf für Länder, Städte und Gemeinden. Erhöhter Pendelverkehr, Umweltplaketten- und Stauproblematik drängen Gemeinden und Städte dazu, das Thema Mobilität der Zukunft jetzt anzupacken. Doch aller Anfang ist schwer. Viele Fragen drängen sich auf: Wie schaffen wir es, dass die Menschen unserer Stadt auf emissionsarme Transportmittel umsteigen? Wie können wir Dienstleistungs- und Logistikunternehmen dazu bringen, auf elektrische Antriebe umzustellen? Wie können wir unseren eigenen Beitrag leisten, indem wir unsere kommunalen Flotten elektrifizieren?
Zudem fehlt es oft an Know-how und personellen Ressourcen, um die Problematik voranzutreiben. Kommunen wie Unternehmen benötigen hierfür Beratung und Unterstützung durch einen erfahrenen Partner, der dabei unterstützt, die Handlungsfelder der nachhaltigen und elektrischen Mobilität sowie der Digitalisierung vollständig zu erfassen und für den jeweiligen Standort passende Lösungen zu finden. Auch die Gestaltung und Umsetzung von ganzheitlichen Fördermittelstrategien ist komplex. Kompetente Partner können Kommunen hier beraten
4.4. Neue Handlungsfelder für Kommunen und Unternehmen
Die bedeutendste Frage für die Mobilität der Zukunft lautet: „Wie werden sich Menschen künftig in und zwischen den Städten bewegen?“. Verkehrsteilnehmer werden zukünftig, je nach Situation, das am besten geeignete Verkehrsmittel nutzen. Der mobile Kunde der Zukunft wird sich in erster Linie dafür interessieren, wie er schnell, kostengünstig und praktikabel von A nach B kommt. Der Umweltfaktor spielt dabei nicht die Hauptrolle. Menschen bevorzugen Lösungen, die ihren Alltag erleichtern. Ladesäulen, die in ausreichender Zahl dort stehen, wo Menschen Zeit verbringen und die Fahrer nicht zum Ladesäulentourismus zwingen oder Apps, die verschiedene Transportmittel wie ÖPNV und E-Bike-Stationen miteinander vernetzen, werden sich auf Dauer durchsetzen. Zudem wird die flexible Gestaltung der Mobilität immer wichtiger. Morgens mit dem E-Bike zum Bäcker, mittags mit dem Elektro-Taxi zum Bahnhof und von dort mit dem Zug nach Berlin – zukünftig stellen sich Menschen ihren persönlichen Mobilitäts-Mix ganz individuell zusammen.
Intelligente und erfolgversprechende Lösungen müssen das richtige Transportmittel zum richtigen Zeitpunkt zur Verfügung stellen, Kosten und Zeit sparen und über möglichst wenige Medien laufen. Am Ende steht und fällt eine Innovation mit ihrer Praktikabilität. Ganzheitliche, einfach zu bedienende Mobilitätslösungen sind der Garant für die Akzeptanz.
Bereits heute sind einige Vorreiter auf dem richtigen Weg, ganzheitliche Lösungen zu entwickeln. Angefangen bei einer elektronischen Mobilitätskarte für die Stadt Stuttgart, die ÖPNV- und Carsharing-Angebote vernetzt, über ein nachhaltiges Mobilitätskonzept für ein Boardinghouse, bis hin zu einer intelligenten Komplettlösung für das Laden und die Abrechnung von Elektro-Dienstwagenflotten – die BridgingIT hat mit verschiedenen Kunden einfach zu bedienende, smarte Lösungen für die Mobilität der Zukunft umgesetzt.
5.5. Multimodale Mobilitätskonzepte für Kommunen
Nur eine gesamtheitliche Sicht auf alle Mobilitätsangebote und deren Vernetzung wird entscheidende Veränderungen herbeiführen. Angefangen bei Themen wie Parkraum- und Ladeinfrastrukturmanagement, über die Gestaltung attraktiver ÖPNV-Angebote und die Kopplung mit neuen Mobilitätslösungen zu einem multimodalen Verkehrskonzept, bis hin zu stadtplanerischen Veränderungen, die Menschen Anreize bietet, auf alternative Transportmittel umzusteigen. Die Handlungsfelder sind mannigfaltig.
Um dabei nicht den Überblick zu verlieren, muss ein kommunales Mobilitätsmanagement implementiert werden. Dabei werden individuelle Fahrzeug- und Mobilitätsmixe, Lade- und Betreiberkonzepte entwickelt, die den Anforderungen des Standortes gerecht werden. Nur durch ganzheitliche Vernetzung von Mobilitätsangeboten kann die User Experience positiv verändert werden, damit Menschen freiwillig auf umweltschonendere Transportmöglichkeiten umsteigen. Dazu gehört auch die entsprechende Stadtplanung, beispielsweise beim Neubau von Wohngebieten. Diese müssen von Beginn an ideal angebunden und ausgestattet werden, um den Menschen Alternativen bieten zu können.
6.6. Die Bedeutung technischer Innovationen für die Mobilität der Zukunft
Die Zukunft der Mobilität ist bestimmt von technischen Innovationen. Welche dieser Innovationen sich durchsetzt, wird sich zeigen. Zwei Konzepte etablieren sich bereits heute und werden die Mobilität der Zukunft entscheidend gestalten:
1.Das Sharing-Konzept: Der Kunde der Zukunft wird tendenziell nicht mehr Eigentümer eines Autos sein, sich Fahrzeuge also mit anderen Menschen teilen.
2.Das Konzept des autonomen Fahrens: In den letzten Jahren hat dieses Konzept enorm an Fahrt aufgenommen.
3.Man kann heute davon ausgehen, dass sich das Sharing-Prinzip mit dem des autonomen Fahrens in Kombination mit elektrischen Antrieben durchsetzen wird.
Wichtig werden auch innovative Technologien, wenn es darum geht, Staus intelligent zu vermeiden oder zu umfahren, Nutzern auf Echtzeitbasis Mobilitätsoptionen zu unterbreiten oder alternative Routen oder Abfahrtszeiten vorzuschlagen. Hier kommt der künstlichen Intelligenz eine enorme Rolle zu. Die Mobilität der Zukunft wird also mehr und mehr von IT getrieben sein. Ein erfahrener IT-Dienstleister kann dabei helfen, relevante Innovationen zu identifizieren und den Anforderungen des Standorts entsprechend zu implementieren.
7.7. Intelligente Ladelösung für Unternehmensfuhrparks
Beim Umstieg auf Elektromobilität stehen Unternehmen oftmals vor großen Herausforderungen. Eine dieser Herausforderungen ist das Laden sowie der dazugehörige Abrechnungsprozess: Oft wird unterwegs bei einem anderen Anbieter geladen als zu Hause – das Abrechnungschaos ist vorprogrammiert. Dank einer intelligenten Softwarelösung können Mitarbeiter nun zu Hause, unterwegs oder auf dem Firmengelände auftanken, ohne dabei den Stromanbieter zu wechseln oder sich Gedanken über die Abrechnung zu machen. Das Unternehmen erhält nur eine Rechnung für alle Dienstwagen an allen Standorten – eine wertvolle Erleichterung.
Grundlage für derartige Projekte sind komplexe Softwarelösungen, die – wie hier im Beispiel – Ladezeiten in einem Pool bündeln und mit den Strom- und Regelenergiemärkten vernetzt sind. IT-Dienstleister, die einen End-to-End-Ansatz anbieten und über ein Expertennetzwerk verfügen, werden in Zukunft immer gefragter sein.
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Autor
Dirk Braun
Senior Consultant Innovation, Technologie und Trends und Leiter des Centers of Excellence Smart Moblity im Nachhaltigkeitsmanagement, BridgingIT GmbH
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